Geschichte

Junges Kloster – auf historischem Boden

Unser verhältnismässig junge Kloster steht an einem ursprünglich unwirtlichen Platz – der aber eine lange religiöse Tradition hat und somit auch fruchtbarer Boden ist.

Die Gegend des heutigen Jakobsbads lag im späten Mittelalter am Pilgerweg der Österreicher (vorab der Vorarlberger und Tiroler) nach Maria Einsiedeln.

Das Land Appenzell wurde kurz vor 1600 aus konfessionellen Gründen in Ausser- und Innerrhoden geteilt. Im Grenzgebiet zwischen dem katholisch gebliebenen Gonten AI und dem reformierten Hundwil AR wurde schon bald darauf der Wunsch nach einer Andachtsstätte laut. Daher wurde auf dem heutigen Standort des Klosters, wo damals ein Bauernhof mit Sägerei und Mühle (das «Sägenweidli») stand, ein Bildstock errichtet: «Passionis Christi – liden christi»; er enthielt eine barocke Plastik, ein Bild der Schmerzhaften Mutter Gottes, das bald als Gnadenbild verehrt wurde. Der Name geht also weiter zurück als «nur» bis zur Gründung 1851. Während der Barockzeit wurde der Bildstock zu einer Kapelle erweitert – die älteste und grösste von insgesamt fünf auf dem Gebiet der Pfarrei Gonten.

Das Klosterareal im Jakobsbad
links: Blick ins Innere der Klosterkirche, deren Grundriss die Kreuzform ist; rechts: Das Gnadenbild (Verehrung des Kostbaren Blutes Jesu und der Schmerzen seiner Mutter): Barocke PietĂ , entstanden um 1700.

Die Gründung unter Schwester Maria Johanna Rosa Bättig

1851 wurde die Liegenschaft von Schwester Maria Johanna Rosa Bättig aus dem Kloster Wonnenstein gekauft. Damit beginnt die eigentliche Geschichte des Klosters «Leiden Christi». Rosa Bättig, geboren 1825, stammte aus einer Bauernfamilie mit 14 Kindern aus Ettiswil im Kanton Luzern. Sie hatte schon als Kind eine tiefe Verehrung zum kostbaren Erlöserblut Christi und spürte bereits als junge Frau die Berufung, ein Kloster zu gründen. Doch als Älteste hatte sie vorerst ihre kranke Mutter zu pflegen und nach deren Tod dem Bauernhof als Hausmutter vorzustehen. Die Dorfschule konnte sie lediglich fünf oder sechs Winter lang besuchen; sie beherrschte Lesen und Schreiben nur notdürftig.

Mit 23 Jahren durfte sie dann am Schalttag des Jahres 1848 im Einverständnis ihres Vaters in ein Kloster eintreten; sie wählte «Wonnenstein» bei Teufen. In demselben Jahr wurde im Kanton Schwyz das Kloster Steinerberg aufgehoben (sein Name: «Kloster der Ewigen Anbetung des Kostbaren Blutes »). Und ebenfalls im gleichen Jahr wurde die Kapelle im «Sägenweidli» renoviert; mit Erlaubnis des Bischofs durfte dort fortan die heilige Messe gelesen werden.
Maria Rosa Bättigs Verbleib in «Wonnenstein» war allerdings gefährdet, weil sie seit ihrem 14. Altersjahr oft kränklich war. Zudem gönnte sie sich lediglich drei Stunden Schlaf und verbrachte den Rest der Nacht betend oder schreibend. Sie hatte Ekstasen, Begegnungen mit Christus, der ihr zeitweise auch die Wunden seiner Kreuzigung einprägte (Stigmatisierung) als Zeichen ihrer innigen Verbundenheit mit ihm.

Die Gründung und der Bau des neuen Klosters verliefen beileibe nicht wie am Schnürchen. Es war schon ungewöhnlich genug, dass eine Novizin derart aus dem klösterlichen Rahmen fiel. Doch im Einverständnis mit den kirchlichen Oberen durfte Sr. M. Johanna Rosa Bättig an ihr Lebenswerk gehen. Am 3. April 1851 konnte sie, zusammen mit einigen Mitschwestern, dank der finanziellen Unterstützung durch ihren Vater das Grundstück im Jakobsbad kaufen – es war an sich unverhältnismässig teuer. Für die Gründung setzten sich Johann Anton Knill, Pfarrer von Appenzell und bischöflicher Kommissar, und sein Gontner Amtsbruder Johann Anton Sutter ein. Auch die Behörden waren dem Vorhaben wohlgesinnt und erteilten den Schwestern die Niederlassung.

Als Sr. M. Johanna Bättig und vier Mitschwestern im «Sägenweidli» eintrafen, wurden sie von den beiden Geistlichen mit Freude, wie es in der Chronik heisst, willkommen geheissen. Bereits am Vorabend des «Schmerzensfreitags» (Fest der sieben Schmerzen Mariens am 11. April), feierten die Schwestern eine festliche Anbetungsstunde. Damit war das Kloster gegründet. Die Schwestern lebten provisorisch in der Wohnung des Bauernhauses. Ein Jahr später wurde auch die Kapelle gekauft. Am 28. Januar 1852 erhielten die Schwestern die päpstliche Erlaubnis, das Allerheiligste in der Kapelle aufzubewahren. Die «ewige Anbetung» begann. Die Gründerin starb bereits im September 1855, erst 30-jährig.

Die Klosterkirche

Die Kirche besteht aus einem rechteckigen Saalbau, dem eigentlichen Kirchenschiff, und dem Chor als Polygon (Vieleck). Dem Chor seitlich angegliedert sind seit der Renovation von 1980/81 das Bethaus der Schwestern (vom Kirchenschiff aus gesehen links) und ihm gegenüber zwei Sakristeien. Dadurch wird im Grundriss die Kreuzform der Kirche gewahrt – das war ein Anliegen der Stifterin. Schon die erste Kirche, erbaut 1854, war in Kreuzform nach Süden gerichtet. Der Aufbau des Hochaltars: verkürzter Altartisch, Tabernakelturm, Schrein mit Kreuzigungsgruppe, flankiert von Engeln mit Leidenswerkzeugen und Bekrönung mit dem hl. Michael, dem Kirchenpatron. Vorne in der Mitte steht seit der Liturgiereform der Zelebrationsaltar.

Deckengemälde
Deckengemälde der Gebrüder Troxler: Franz von Assisi empfängt die Wundmale.